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Samstag, 8. Oktober 2016
Bilderfrei - eine Zwischenbemerkung
Warum gibt es in diesem Blog nur ein Bild? Dieser Mangel widerspricht den Sehgewohnheiten und den Konventionen dieses gerade etablierten Mediums "Blog", aber dem Thema Umziehen ist es angemessen: ein Umzug betrifft die Privatsphäre, und die soll privat bleiben. Und der Prozeß des Umzugs ist wenig ästhetisch: verwohnte Nachbarschaften, gebrauchte Möbel, Verpackung, Stapeln im LKW - Appeal bekommt das nur durch Inszenierung von shabby chic. Dieser Blog will das Umziehen aber nicht inszenieren, sondern analysieren. Willkommen im Wörtermeer.
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Montag, 3. Oktober 2016
Schief gelaufen - schief gedacht
Am Anfang der Brief einer Freundin, ein grauenhafter Umzug von Bekannten. Vertrauen in eine Umzugsfirma, mit der man in der Vergangenheit gute Erahrungen gemacht und insoweit einfach Vertrauen geschenkt hatte, ohne ein Alternativangebot einzuholen. Eigentlich ein akzeptabler Ansatz, wenn die Firma nicht den Besitzer gewechselt und damit einen neuen Chef hatte. Und damit neue Packer, nicht ausgebildet in Pack-, Montage- und Ladetechniken, unerfahren im Umgang mit alten Möbeln und anspruchsvollen Klienten. Resultat waren große Schäden: Teile der Wohnzimmerwand zerbrochen, Schrankschlüssel versiebt, Schellack zerkratzt, Sofa und Sessel verschmutzt. Und weitere Geldforderungen für einen nicht eingeplanten, zusätzlich eingesetzten Transporter.
Jetzt: Schadenaufnahme, Einschaltung von Sachverständigen, hoch veranschlagte Reparaturkosten, Forderung nach Ersatz, Gerichtstermin.
Was wird das bringen? Vermutlich wenig bis nichts, eher noch mehr Kosten. Vor Gericht zählt die Haftbarkeit für den Zeitwert des Gutes, und der wird, falls es nicht um handelbare Antiquitäten, sondern um Familienerbstücke geht, niedrig angesetzt werden. Der Markt für antike Möbel wiederum ist seit längerem leident. Jung Arrivierte beschweren ihre Mobilitätsoptionen nicht durch Biedermeier oder Berchtesgadener Barock, sondern investieren in AV, TK und IT. Eine Transportversicherung, die wenigstens den Wiederanschaffungswert absichert, lässt sich nachträglich nicht mehr abschließen.
Wer ist jetzt schuld: die Bekannten der Freundin sind sich sicher: die Türken sinds! Türkischer Geschäftsführer, türkische Packer - das kann ja nicht gut gehen. Hier muss ich entschieden widersprechen. Unter Packern sind Deutsche inzwischen in der Minderheit - harte Arbeit, wenig Geld, schwierige Kundschaft, nein danke. Aber an ihre Stelle sind sind nicht nur Türken getreten.
Die Teams sind bunt gemischt aus Arbeitswilligen, die ihre Kräfte brauchen, um hier Fuß zu fassen, und sie bringen neben Mehrsprachigkeit (schließlich sind sie gezwungen, eine gemeinsame Verständigungsbasis einzuüben) auch vielfältige handwerkliche Fähigkeiten mit. Packen, Montieren und Laden müssen ihnen allerdings beigebracht werden. Hinter den Fehlern steckt kein Volkscharakter, sondern sie beruhen auf Schlampigkeit und Gier. Auch deutschen Umzugsspediteuren sind Schlampigkeit und Gier nicht fremd. Die Schlamperei nahm wie so oft im Gewerbe mit einer oberflächlichen Besichtigung des Umzugsguts ihren Anfang. Daraus resultierten eine fehlerhafte Volumeneinschätzung und Nachlässigkeit in der Planung der Montagen. Die Gier setzte ein, als der Geschäftsführer, als Frachtführer überbucht, den Umzug an einen Subunternehmer abtrat, hier spielten landsmannschaftliche Erwägungen und Schlitzohrigkeit ineinander: der Geschäftsführer kaufte einen unerfahrenen Kollegen zum schlechten Preis und mit fehlerhaften Angaben zu Volumen und Montageaufwand ein. Die Arbeit wusste der nicht besser zu machen, wohl aber, wie er an sein Geld kommt: die Frage ist, wie viel von der Mehrforderung in bar er tatsächlich an seinen Auftraggeber abgetreten hat.
Wie kann man sich als Kunde gegen Umzugsgrauen schützen? Durch eine nüchterne Überlegung: die Ordnung der Dinge in der eigenen Wohnung ist ein erinnerungsbasiertes Konstrukt, das für einen Spediteur wie auch für die Versicherung kaum Bedeutung hat, der Spediteur sieht Volumen, Dienstleistungen und Randbedingungen, wo der Kunde Familienerinnerungen und Gefühle als subjektive Wertigkeiten konnotiert. Zwei oder drei Spediteure zu fragen, verschafft eine gewisse Sicherheit, was Volumen, Dienstleistungen und Randbedingungen betrifft. Nachforderungen begründet durch Mehrvolumen, Extraleistungen und problematische Randbedingungen sind im Umzugsgewerbe gängige, schlechte Praxis. Hiergegen kann helfen, nicht das oberflächlich gedsehen billigste Angebot zu nehmen, sondern genau zu analysieren, was im Angebot enthalten ist. Gegen Nachforderungen kann man sich ein Stück weit absichern, indem ein Festpreis für den Umzug vereinbart und vorab definiert wird, was Extraleistungen sind und was sie kosten dürfen. Spediteure sind Verkäufer von Umzugsleistungen, sie dürfen Subunternehmer zu Frachtführern machen. Hier muss man sich auf die Spedition verlassen. Ein guter Kontakt zum Umzugsberater und eine Vergewisserung über die Seriosität der Firma sind die Basis dafür. Sie kann trügen. Und keine Versicherung schützt vor dem Verlust der spezifischen Erinnerungsqualität, die mit Objekten speziellen Angedenkens verbunden sind. Ein Umzug bleibt, so gesehen, stets ein Verlustrisiko.
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Montag, 12. September 2016
Was ein Umzug die Umzugsfirma kostet
Die
Kostenfrage ist die erste Frage am Telefon unserer Umzugs-spedition,
und die Antwort ist dann: kommt drauf an. Frustrierend für einen
Kunden, der sich, konfrontiert mit Jobwechsel, Beziehungs-krise,
Wohnungssuche und so weiter, die Mühe gemacht hat, unser Unternehmen
aus einer Vielzahl Umzugsunternehmen herauszugoogeln, statt sich von
vornherein einer Website anzuvertrauen, die schon gleich mal 70%
Ersparnis verspricht und zugleich reihenweise Anrufe und E-Mails
Auftrag heischender Firmen auslöst. Wissen wollen Umzugsfirmen
immer das Gleiche, auch wenn der Kunde diese Angaben bereits online
eingegeben hat: wieviel Volumen hat das Umzugsgut, muss besonders
Sperriges oder Schweres bewegt werden, wo sind Belade- und
Entladestelle, wer übernimmt das Einpacken und Auspacken, Demontage
und Montage, gibt es Sonderwünsche, und schliesslich: wer zahlt.
Alle
diese Angaben sind wichtig für die Kalkulation des Umzugs-preises,
und deshalb machen sich die Unternehmen, aus Erfahrung skeptisch
gegenüber den Aussagen der Kunden, gerne selber ein Bild, auch wenn
es sie im Vorfeld etwas kostet, einen Mitarbeiter vorbei-zuschicken.
Dieses Prozedere wiederum ist lästig für den Kunden, der eigentlich
nur den günstigsten und bequemsten Weg sucht, seine eingewohnten
Siebensachen einigermaßen geordnet und unversehrt von einem Standort
zum anderen zu bringen, und sich still fragt, wieso das überhaupt
etwas kosten soll, wo ja seine Einrichtung selber nichts dazu
gewinnt, im Gegenteil Schäden und Verluste zu befürchten sind. Also
fragt er zwei, drei, vier fünf Unternehmen an und nimmt mehrfache
Wohnungsdurchgänge in Kauf in der Hoffnung, ein immer noch
günstigeres Angebot zu erhalten – und schliesslich doch den Umzug
auf einer Webplattform zu verauktionieren, falls sie nicht jemanden
in der Nachbarschaft kennenlernen, der weiss, wer die Sache diskret
zum Freundschaftspreis erledigt.
Die
Umzugsfirmen müssen gegenhalten. Es hat sich herumgesprochen, dass
die Nachfragen, die sie stückweise von Plattformen mit
Rabatt-versprechen kaufen, teuer bezahlt sind, da fünf- bis zehnfach
oder öfter verkauft, dass Kunden, für die die Angebote leicht
erhältlich und kostenlos sind, gleich mal zwanzig Angebote einholen
oder in nächster Zeit gar nicht umziehen wollen. Die von den Kunden
erwarteten Rabatte sind also aus Sicht der Unternehmen nur
ansatzweise zu realisieren, wenn sich der Umzug auf einer oft
befahrenen Strecke als Rück- oder Beiladung kalkulieren lässt.
Ob
als Reklamekosten, Besichtigungskosten, Kosten der Webseiten-pflege
und der Findbarkeit im Netz oder Einkauf von Umzugsanfragen: es
kostet Umzugsfirmen eine Menge, den Zuschlag für einen Umzug zu
erhalten. Bezahlt werden müssen auch das Büro, die Versicherungen,
die Buchhaltung, Mitarbeiterschulungen, die technische Ausrüstung,
das Lager, Verbandsmitgliedschaften, Zertifizierungen und so weiter.
Wenn ein Kunde sich über hohe Umzugskosten wundert, hat er recht:
Packerstunden und LKW-Kilometer sind nicht die Hauptposten im
Firmenbudget. Aber ohne das Umfeld rollt kein LKW und packt kein
Packer.
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